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Foto: 46°31‘40.3“N 6°35‘42.5“E, 6.7.2018

Zur Einführung sprach Frank Boehm, Stiftung Insel Hombroich.

In Karsten Födingers ersten Einzelausstellung in seiner Heimatstadt Mönchengladbach greift er die für ihn bei den Einwohnern oft so präsente melancholische Grundstimmung des „früher war alles besser“ auf, die sich durch alle Lebensbereiche zieht: Früher, als die Industrie noch florierte. Früher, als die Borussia noch um die Titel spielte. Früher, als die Leute noch aus Düsseldorf kamen um in Gladbach aus- oder einkaufen zu gehen. Früher, als im Museum noch die Post abging.

Die Abwanderung industrieller Produktion, das Abdrängen physischer Arbeit aus dem Stadt- und Blickfeld, das Verschwinden der Arbeiterklasse und die Umnutzung der entstandenen Leer- und Freiräume sind sichtbare Symptome des Strukturwandels, der auch in diesen Äußerungen wiederhallt.

So bezieht sich auch der Titel der Ausstellung Geroplastik auf den Namen des kunststoffverarbeitenden Betriebs, dessen ehemalige Räume der Kunstverein heute nutzt und in dem Karsten Födingers Vater von 1968 — 1983 gearbeitet hat.

In diesen Räumen erschließt sich Karsten Födinger mit seinen zwischen Architektur und Skulptur angesiedelten Arbeiten einen Übergangsraum. Die von ihm eingebrachten Materialien verbindet er mit der Architektur. Ein intensiver Abarbeitungsprozess mit offenem Ausgang wird eingeleitet.

Ausgangspunkt ist dabei das persönliche Erinnern. Der eigene bildhauerische Prozess wird dabei auch in Bezug zu dem für ihn sinnbildlichen Einschnitt der Landschaftsabtragung durch den Tagebau in Garzweiler gesetzt. Ein nach seinem Verständnis radikaler bildhauerischer Eingriff — ein Stück postindustrieller Land Art.

Karsten Födinger agiert im Spannungsfeld zwischen dem Ort der Werkentstehung und den von ihm eingebrachten Materialien, um beide zu einem großen Ganzen zu verbinden. Somit wird der gesamte Ort zur Skulptur. Er begreift Architektur als einen Ruhemoment in einem fortlaufenden Prozess zwischen Stabilität und Fragilität. In der bildhauerischen Untersuchung dieser Aspekte legt er elementare Kräfte und Gesetze, unter denen unsere Welt existiert, offen.

Er wurde 1978 in Mönchengladbach geboren und lebt und arbeitet inzwischen in Berlin. Er hat an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe bei den Professoren Günter Umberg und Meuser studiert, dessen Meisterschüler er 2009 war.

Institutionelle Einzelausstellungen waren Graue Energie, Archizoom EPFL, Lausanne (2017), Schweiz, Ultramarin — 14. Baloise Art Prize, Hamburger Kunsthalle, Hamburg (2013), Void, KIOSK, Ghent, Belgien (2012), C30/37; XD1, XF2, Kunsthalle Sankt Gallen, Schweiz (2012) und Cantilever, Palais de Tokyo, Paris (2011).

2012 wurde er auf der Art 43 Basel Statements mit dem Baloise Kunst-Preis ausgezeichnet und war Stipendiat der Stiftung Kunstfonds und der Kunststiftung Baden-Württemberg.

Ausstellungsansichten

Die Ausstellung wurde gefördert von

Es erscheint eine Dokumentation der Ausstellung gefördert durch die Stiftung Zukunft NRW.

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